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cotopaxi

 

Freitag, letzte Stunde. Die Bande ist nicht mehr zu halten, die Glocke läutet, alle wollen ins Wochenende.

Bei der Tür wartet der Klassenvorstand und kontrolliert den Zustand des Saales: Alle Fenster sind geschlossen, die Fensterbretter aufgeräumt, die Jalousien vorsichtshalber hochgezogen, die Tische stehen in Reih und Glied, der gröbste Dreck liegt im Mistkübel.
"Alex, wo gehören die Turnschuhe hin?"
"Ja, ich weiß. Kann ich sie über das Wochenende hier lassen?"
"Nein. Ab in den Spind. Hier stinken sie."
Alex murrt, aber nimmt die Schuhe mit.

Wir verlassen eine ordentliche und saubere Klasse ... und werden am Montag eine ebensolche wiederfinden. Weil der Klassenvorstand seit Wochen kontrolliert, auffordert, nachrennt, dirigiert, besteht.

So nebenbei, es geht hier um eine schwierige Klasse von spätpubertären Sportlern. Ein wilder Haufen von Fußballern, Fitnessfreaks und Boardern aller Art. Sie haben sich an den ebenso herzlichen wie rauen Ton des Chefs gewöhnt.

Am anderen Eck der Schule liegt die Parallelklasse mit den kreativen Sprach- und MedienschülerInnen. Die Tafel ist wild verschmiert, der Papierkorb ist seit Wochen nicht geleert worden und völlig überfüllt. Im Waschbecken verstopfen Farb- und Papierreste den Abfluss, ich will nicht einmal hineingreifen, um den Schwamm zu befeuchten. An der Rückseite stapeln sich alte Zeitschriften, kaputte CD-Rohlinge und unbekannte Kleidungsstücke liegen neben einer braunen Lacke, die von einer verdreckten Kaffeemaschine herrührt.

Der Klassenvorstand: "Die Leute sind 16, 17 Jahre alt, alle wahlberechtigt, und für die Ordnung in ihrem Klassenraum selbst verantwortlich. Ich habe ihnen erklärt, dass es in ihrem eigenen Interesse liegt, eine wohnliche Atmosphäre zu erhalten. Ich bin doch nicht für ihre Reinlichkeit zuständig! Wir müssen sie doch zur Selbständigkeit erziehen."

Sie haben sich an den herzlichen, appelativ-demokratischen Ton ihres Nicht-Chefs gewöhnt. An die Unordnung auch.

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