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cotopaxi

 
Lehramtsstudent (Gast) meinte am 2. Nov, 19:21:
Ich bin Student im 5ten Semester und gerade für 5 Monate an einer Schule. Hospitiere und halte zunehmend eignen Unterricht;
und ich nehme einfach folgendes wahr:
Will der Lehrer nicht nur über ein Thema drüberhuschen, muss er frontal unterrichten, für alles andere wird ihm keine Zeit gelassen. 4 Stunden Deutsch-Unterricht die Woche sind bei dem aktuellen Lehrplan einfach unsinnig. Ich habe gerade versucht eine Gruppenarbeit durchzuführen (und behaupte mal, dass die ordentlich vorbereitet ist :P ) und sehe einfach, dass da 2 Stunden dauert, was ich frontal in 30 Minuten gemacht hätte.
Ob die Schüler am Ende tatsächlich was gelernt haben? Weiß ich noch nicht, das wird der Test dannach zeigen.

Das Problem liegt ja irgendwie da:
Die Wirtschaft will toll ausgebildete, junge Leute (knackvoller Lehrplan, nur 12 Jahre Abi usw.)
Die Wirtschaft will toll teamfähige, softgeskillte Leute (Gruppenarbeiten, Expertengruppen, Selbststudium usw.)
Die Regierungen wollen Geld sparen und eine zu friedene Wirtschaft
(überfüllte Klassen, Gruppenarbeiten kaum sinnvoll durchführbar, im Frontalunterricht fallen die unauffälligen Schüler hinten runter, egal wie motiviert der Lehrer ist)

Die Gruppenarbeit, die ich gerade durchführe, hat 7 Gruppen á 4 Schüler, wenn ich jede Gruppe davon präsentieren lassen will (statt nur 4), wird nochmal eine Stunde zusätzlich fällig.
Der betreuende Lehrer gibt mir aber Recht: Ich hätte nirgendwo mehr Zeit einsparen können. Immerhin schuldet man den Schülern ja auch irgendwie etwas Tiefe.

Wenn es nach mir ginge, würde ich gern auf viele unterschiedliche Lern/Lehrformen zurückgreifen, aber wenn ich das täte, würde ich unter 50% des verlangten Stoffes schaffen, und dann rebellieren Schüler und Eltern (zu Recht). 
Bobo (Gast) antwortete am 2. Nov, 19:49:
> Die Wirtschaft will toll ausgebildete, junge Leute (knackvoller
> Lehrplan, nur 12 Jahre Abi usw.)

Die Wirtschaft wäre oftmals schon zufrieden, wenn die jungen Leute 1 und 1 zusammenzählen könnten (mach' in deiner Klasse mal einen Test mit den vier Grundrechenarten – ohne Taschenrechner wohlgemerkt). Einen knackvollen Lehrplan will die Wirtschaft nicht und ich behaupte, das Abitur nach 12 Jahren wollte die Wirtschaft auch nicht. Die Idee kam aus der Politik, die meinte, deutsche Jugendliche hätten einen Nachteil gegenüber ihren Altersgenossen aus anderen Ländern, weil sie ein Jahr länger zur Schule gehen (obwohl sie mit denen überhaupt nicht in Konkurrenz stehen).

> Die Wirtschaft will toll teamfähige, softgeskillte Leute
> (Gruppenarbeiten, Expertengruppen, Selbststudium usw.)

Mit anderen gut auszukommen wie auch das selbständige Lernen, war schon immer und sollte auch weiterhin eine selbstverständliche Grundlage für jeden gebildeten Menschen sein (lies: von der Familie im frühesten Kindesalter beibegebracht und vorgelebt werden).
Was du mit Expertengruppen meinst, weiß ich nicht. Kein Unternehmen verlangt von einem Berufsanfänger Expertenwissen. Jedes Unternehmen verlangt, siehe Eingangsbemerkung, Grundwissen und -fertigkeiten, auf die sich aufbauen lässt. 
o, klein (Gast) antwortete am 3. Nov, 01:27:
Einen schönen Kompromiss zwischen Frontalunterricht und selber tun habe ich bei einem Spanisch-Kurs in Spanien kennengelernt.

Dort teilte die Lehrerin für die erste STunde spanische Literatur kleine Zettelchen mit Gedichten aus, für jeden ein anderes. DAs konnte man erst selbst erarbeiten und dann darüber reden.

.... oder ein Gedicht in Verse zerschnippelt, und die Klasse muss sie wieder zusammenfügen...

Eine andere tolle Form des Unterrichts erlebte ich im selben Kurs in "Aufsatz-Schreiben". Dort wurde einfach jeden Tag ein Aufsatz geschrieben, und am nächsten Tag korrigiert zurückgegeben. Da habe ich wirklich toll gelernt. Die Leute maulen vielleicht am Anfang, aber da muss der Lehrer durch: es bringt echt viel.

Aber, nebenbei bemerkt, welcher Lehrer ist bereit, für jede Stunde 25 Aufsätze zu korrigieren (= 2 STunden ARbeit)? 
teacher antwortete am 3. Nov, 17:35:
@Lehramtstudent: Ich betreue auch immer wieder junge Kollegen, die sich wirklich gut vorbereiten ... und dann Ihre beschriebenen Erfahrungen machen (müssen). Wenn man dann noch den Vorwurf hört, man hätte halt schlecht vorbereitet, stellen sich die ersten Nackenhaare auf. Ruhig bleiben, Abwechslung bieten.

@Spanischkurs: Wenn ich täglich einen Aufsatz schreiben lasse, bekomme ich ab dem dritten Tag nur mehr ein Lächeln von meinen Schülern: "Wir sparen Ihnen die Korrrekturarbeit, ok?" 
stephan (Gast) antwortete am 4. Nov, 17:56:
"Kein Unternehmen verlangt von einem Berufsanfänger Expertenwissen. Jedes Unternehmen verlangt, siehe Eingangsbemerkung, Grundwissen und -fertigkeiten, auf die sich aufbauen lässt. "

Und genau darum bilden immer weniger Unternehmen selber aus sondern erwarten fertig ausgebildete Mitarbeiter, nehmen sich in der "Ausbildung" nicht genug Zeit und sieben lieber 50% oder mehr der Azubis wieder aus. Lassen die verbleibenden Überstunden schieben, überlassen dem Azubi den ganzen Laden in der Spätschicht und wehe morgen ist nich alles tiptop vorbereitet.


"Aber, nebenbei bemerkt, welcher Lehrer ist bereit, für jede Stunde 25 Aufsätze zu korrigieren (= 2 STunden ARbeit)? "

wie wärs mit einem der gescheit dafür bezahlt wird. 

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