Als ich vor mehr als zwanzig Jahren die ersten Schularbeitshefte zu korrigieren hatte, schaute mir eine erfahrene Betreuungslehrerin über die Schulter. Gut so.
Perfekt statt Imperfekt - schwerer Fehler.
Adjektiv statt Adverb - schwerer Fehler.
Falsche Verbform - schwerer Fehler.
Nach acht schweren Fehlern war der Ofen aus: Nicht genügend. Trotzdem konnte eine schöne Mehrheit der SchülerInnen gute und sehr gute Noten stolz nach Hause tragen.
Heute muss ich beim Verbessern mein Notebook starten, um von Excel - scheinbar objektiv - Punkt für Punkt eine Gesamtnote errechnen zu lassen. Die Sprachfehler haben sich dadurch nicht verändert, aber die Latte liegt ganz wo anders, Stockwerke tiefer, nämlich bei 50 %. Wenn ein Schüler mehr als die Hälfte der Punkte erreicht, ist er positiv zu beurteilen. So der politische Wille.
Mehr als die Hälfte der Vokabel gelernt, positiv.
Mehr als die Hälfte der Grammatikbeispiele gelöst, positiv.
Mehr als die Hälfte der Antworten gefunden, positiv.
In einer Fremdsprache wirkt sich das - besonders im Anfangsunterricht - dramatisch aus, weil zum Weiterlernen einfach ALLE Vokabel gebraucht werden, ALLE Verben konjugiert werden müssen, ALLE Grammatikregeln verstanden werden sollen.
Sonst baut man ein Haus auf einem halben Keller. Und den zweiten Stock auf einem halben ersten usw.: Hochhäuser entstehen anders.
Wenn ich diese Entwicklung aus größerer Distanz betrachte, stoße ich auf eine ungeklärte Frage: Wer ist an dieser Abschlussinflation interessiert? Schließlich produzieren wir immer mehr Abschlüsse, die immer weniger wert sind: Abschlussinflation statt Bildungswachstum ist wie Geld drucken statt Werte schaffen. Wer will das?
Perfekt statt Imperfekt - schwerer Fehler.
Adjektiv statt Adverb - schwerer Fehler.
Falsche Verbform - schwerer Fehler.
Nach acht schweren Fehlern war der Ofen aus: Nicht genügend. Trotzdem konnte eine schöne Mehrheit der SchülerInnen gute und sehr gute Noten stolz nach Hause tragen.
Heute muss ich beim Verbessern mein Notebook starten, um von Excel - scheinbar objektiv - Punkt für Punkt eine Gesamtnote errechnen zu lassen. Die Sprachfehler haben sich dadurch nicht verändert, aber die Latte liegt ganz wo anders, Stockwerke tiefer, nämlich bei 50 %. Wenn ein Schüler mehr als die Hälfte der Punkte erreicht, ist er positiv zu beurteilen. So der politische Wille.
Mehr als die Hälfte der Vokabel gelernt, positiv.
Mehr als die Hälfte der Grammatikbeispiele gelöst, positiv.
Mehr als die Hälfte der Antworten gefunden, positiv.
In einer Fremdsprache wirkt sich das - besonders im Anfangsunterricht - dramatisch aus, weil zum Weiterlernen einfach ALLE Vokabel gebraucht werden, ALLE Verben konjugiert werden müssen, ALLE Grammatikregeln verstanden werden sollen.
Sonst baut man ein Haus auf einem halben Keller. Und den zweiten Stock auf einem halben ersten usw.: Hochhäuser entstehen anders.
Wenn ich diese Entwicklung aus größerer Distanz betrachte, stoße ich auf eine ungeklärte Frage: Wer ist an dieser Abschlussinflation interessiert? Schließlich produzieren wir immer mehr Abschlüsse, die immer weniger wert sind: Abschlussinflation statt Bildungswachstum ist wie Geld drucken statt Werte schaffen. Wer will das?
teacher - am Mittwoch, 23. Juni 2010, 15:09