"Du machst jetzt länger keine Exkursion mehr, oder?"
"War anstrengend, gebe ich zu."
1. Max will als erster in den Zug steigen, er läuft ihm entgegen, hält sich beim Einstieg fest und will noch im Fahren aufspringen. Das habe ich drei Sekunden zu spät gesehen.
2. Wir stehen vor dem Rathaus. Etliche Touristen hören mir gespannt zu, wie es gegründet wurde und wann das Geld ausgegangen ist. Ein Drittel meiner Kinder weiß am Ende der Exkursion nicht, ob wir beim Theater oder vor der Stephanskirche waren ... oder sonst wo.
3. 25 Kinder warten vor dem WC. Kommt eine Dame aus dem gegenüberliegenden Saal: "Könnt ihr nicht leiser sein, wir verstehen nichts mehr." Der Lärmpegel ist mir nach drei Stunden nicht mehr aufgefallen.
4. Wir warten bei einer roten Ampel, da fällt Markus auf den harten Gehsteig. Der stoßende Mitschüler: "War nicht Absicht."
5. Zurück im Zug schaut mich eine ältere Passagierin empört an, steht auf und verlässt den Waggon. Da sehe ich hinter mir drei Jungs auf den Halteschlaufen turnen.
6. Nach dem Umsteigen kommt Niko keuchend angelaufen: "Bernd ist nicht mehr da! Wo ist der Bernd?"
Ich zähle die Gruppe zum siebenten Mal ab, Bernd ist da - er hat nur seine coole Mütze heruntergenommen. So haben wir ihn noch nie gesehen.
Der Zug ist abgefahren.
7. "Leute, ihr schadet euch selber. Wenn ihr herumschreit, herumrauft, herumstoßt, wenn ich mich nicht auf euch verlassen kann, dann wird kein Lehrer mit euch Ausflüge planen."
Sie schauen mich betroffen an. Zwei Minuten später schreien, laufen und stoßen sie weiter. Auf der Straße, auf dem Gehsteig, im Bahnhof ...
8. Ein Mädchen schreit quer durch den Bus. Ich sage zu ihr: "Leise sein!" Ab diesem Zeitpunkt schreit sie "Leise sein". Ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Ich lächle. Vier Mal, fünf Mal ... ich ermahne ... zehn Mal, elf Mal ... ich erkläre ... zwanzig, einundzwanzig Mal ... ich ignoriere ... dreißig, vierzig Mal ... ich gehe weg. Sie läuft mir nach und schreit weiter: "Leise sein". Ein Mitschüler beruhigt mich: "Das war schon in der Volksschule ihre Spezialität."
Ein junger Kollege nickt: "Ich gehe mit keinen Klassen mehr weg. Zu gefährlich."
Ein erfahrener Kollege schränkt ein: "Mit ersten Klassen kannst du das Haus nicht mehr verlassen."
So weit sind wir gekommen. Last exit.
P.S.: Drei Monate später kommt eine Kollegin auf mich zu: "Ich gehe auch mit keiner fünften Klasse mehr weg. Unmöglich."
"War anstrengend, gebe ich zu."
1. Max will als erster in den Zug steigen, er läuft ihm entgegen, hält sich beim Einstieg fest und will noch im Fahren aufspringen. Das habe ich drei Sekunden zu spät gesehen.
2. Wir stehen vor dem Rathaus. Etliche Touristen hören mir gespannt zu, wie es gegründet wurde und wann das Geld ausgegangen ist. Ein Drittel meiner Kinder weiß am Ende der Exkursion nicht, ob wir beim Theater oder vor der Stephanskirche waren ... oder sonst wo.
3. 25 Kinder warten vor dem WC. Kommt eine Dame aus dem gegenüberliegenden Saal: "Könnt ihr nicht leiser sein, wir verstehen nichts mehr." Der Lärmpegel ist mir nach drei Stunden nicht mehr aufgefallen.
4. Wir warten bei einer roten Ampel, da fällt Markus auf den harten Gehsteig. Der stoßende Mitschüler: "War nicht Absicht."
5. Zurück im Zug schaut mich eine ältere Passagierin empört an, steht auf und verlässt den Waggon. Da sehe ich hinter mir drei Jungs auf den Halteschlaufen turnen.
6. Nach dem Umsteigen kommt Niko keuchend angelaufen: "Bernd ist nicht mehr da! Wo ist der Bernd?"
Ich zähle die Gruppe zum siebenten Mal ab, Bernd ist da - er hat nur seine coole Mütze heruntergenommen. So haben wir ihn noch nie gesehen.
Der Zug ist abgefahren.
7. "Leute, ihr schadet euch selber. Wenn ihr herumschreit, herumrauft, herumstoßt, wenn ich mich nicht auf euch verlassen kann, dann wird kein Lehrer mit euch Ausflüge planen."
Sie schauen mich betroffen an. Zwei Minuten später schreien, laufen und stoßen sie weiter. Auf der Straße, auf dem Gehsteig, im Bahnhof ...
8. Ein Mädchen schreit quer durch den Bus. Ich sage zu ihr: "Leise sein!" Ab diesem Zeitpunkt schreit sie "Leise sein". Ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Ich lächle. Vier Mal, fünf Mal ... ich ermahne ... zehn Mal, elf Mal ... ich erkläre ... zwanzig, einundzwanzig Mal ... ich ignoriere ... dreißig, vierzig Mal ... ich gehe weg. Sie läuft mir nach und schreit weiter: "Leise sein". Ein Mitschüler beruhigt mich: "Das war schon in der Volksschule ihre Spezialität."
Ein junger Kollege nickt: "Ich gehe mit keinen Klassen mehr weg. Zu gefährlich."
Ein erfahrener Kollege schränkt ein: "Mit ersten Klassen kannst du das Haus nicht mehr verlassen."
So weit sind wir gekommen. Last exit.
P.S.: Drei Monate später kommt eine Kollegin auf mich zu: "Ich gehe auch mit keiner fünften Klasse mehr weg. Unmöglich."
teacher - am Samstag, 22. Mai 2010, 20:20