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cotopaxi

 

Unterricht.
Die Klassentüre geht abrupt auf, herein kommt schwungvoll eine Kollegin, deren Mimik keinen freundlichen Höflichkeitsbesuch verspricht.

"So! Die Mädchen sagen mir nächste Stunde, ob wir morgen das Projekt durchziehen oder nicht."
Die Mädchen kennen sich aus, ich nicht.
"Zwei von euch waren vorher bei mir und haben gesagt, dass sie nicht mitkommen wollen. Das geht so nicht. Ich habe euch zuerst abstimmen lassen, dann das ganze Paket reserviert, das Geld abgesammelt und eingezahlt ... und fünf vor zwölf wollt ihr aussteigen. Das geht nicht."

Ein Mädchen zeigt auf: "Bekommen wir die zehn Euro zurück?"
Die Kollegin geht richtig in Saft:
"Ich habe schon bezahlt! Die Lebensmittel sind eingekauft, die Räume reserviert, die Trainerin bestellt ... wie stellt ihr euch das vor?"
Die Mädchen kennen sich aus, ich lehne mich zurück und schweige wie ein geprügelter Hund. Die Stimmung ist bei Null.

Die Kollegin macht leise Hoffnung.
"Ich kann versuchen, andere Schüler aufzutreiben, die hier einspringen, aber so schnell umplanen, das ist ein Wahnsinn. Wie komme ich dazu."
Niemand sagt etwas, alle schauen beschämt auf den Boden.

"Also. In der nächsten Pause brauche ich eine endgültige Entscheidung. Wollt ihr mitkommen, dann treffen wir uns morgen um 14.00 Uhr beim Schuleingang. Wenn nicht, dann suche ich eine andere Gruppe. ABER: Dann gehe ich mit euch NIRGENDS mehr hin ... kein Bowling, kein Fitnesscenter ... kein Lehrausgang mehr mit dieser Klasse!"

"Tschuldigung", wirft sie mir zu, "aber diesen Stress brauche ich kein zweites Mal."

Ich auch nicht - die Stunde ist gelaufen, an Unterricht nicht mehr zu denken. Die Mädchen organisieren sich, eine Unterschriftenliste geht durch die Reihe: Die meisten wollen doch. Müssen wohl wollen.

Ich lasse mich aufklären.
Die Mädchen: "Wir haben geglaubt, dass wäre ein lustiger Nachmittag. Irgendein cooler Sport und ein nettes Essen ... aber so."
Die Kollegin: "Ich will ihnen zeigen, wie man gesund isst. Also kochen wir gemeinsam, dann essen wir und machen ein paar Gesundheitsübungen ... sie haben sich fürs Steppen entschieden."

Ich schweige. Nur nicht zwischen die Fronten geraten. Ich habe drei Jahre gebraucht, um reden zu lernen und dreißig Jahre, um schweigen zu können. Beides hilft wahnsinnig gut, wenn man es richtig macht.

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