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Der österreichische Philosoph Konrad Paul Liessmann sagt in einem Interview zu den Studentenprotesten ganz offen: "In Wirklichkeit interessiert Bildung niemanden." Das interessiert mich.

Wer sind die so genannten Stakeholder im System? Wen sollte Bildung interessieren?
Eltern, Kinder, Lehrer, Wirtschaft, Politik.

Eltern haben Wichtigeres zu tun: Sie müssen Geld verdienen, Karriere machen, sich verwirklichen. Sie wollen ihre Kinder einfach abgeben und sind froh, wenn sie ihre Ruhe haben. Daher kommt der Trend zur Ganztagsschule, zu den Nachhilfeinstituten, zum schulfreien Wochenende. Zum ganztägigen Fernsehen auch.
Übrigens: Ihre Pension bekommen sie von der Sozialversicherung. Völlig egal, was ihre Kinder einmal tun.

Kinder wollen Spaß. Es überfordert Kinder vollkommen, wenn man ihnen die langfristige Entscheidung aufbürdert, ob sie fürs spätere Leben Fremdsprachen oder Mathematik lernen wollen. Oder nicht. Sie wollen jetzt maximale Unterhaltung, sie bekommen dafür von ihren Eltern Computer, Fernseher, Handy, Taschengeld für Kino, McDonalds und Skateboards. Sie interessieren sich für Mode, Musik und alles, was - laut MTV, Hollywood und Bravo - cool und spannend ist. Latein? Chemie? Makroökonomie?
Übrigens: Das Geld kommt vom Papa, dafür ist er da.

Lehrer wollen ... aaahhhh, was wollen eigentlich Lehrer? Schule ist ihr Beruf, damit verdienen sie ihr Geld. Wie andere mit Haare schneiden, Wurst verkaufen oder Zähne reparieren. Nicht vergessen! Die idealistischen Engel, die Kinder lieben und die Welt retten, welken in den grauen Hallen schnell dahin. Lehrer haben den Drang, ihre Fächer zu verkünden, ihre Meinung zu predigen, ihre Werte zu verteilen. Bildung? Ja, besonders ihre eigene.
Übrigens: Mein Gehalt ist völlig leistungsunabhängig.

Die Wirtschaft verlangt bestenfalls Ausbildung, ökonomisch verwertbares Können. Marktwirtschaftliche Unternehmen wollen schnell schöne Gewinne erzielen, da wird nicht in langfristige und grundsätzliche Werte wie Bildung investiert. Diese steht auf der Ausgabenseite der Bilanzen, da muss man kürzen, besonders in der Krise.
Übrigens: Lernen und Bilden behindern Konsum und Arbeit.


Politiker müssen Wahlen gewinnen, alle vier Jahre. Sie machen Versprechen für das breite Volk und denken in engen Horizonten. Sie vertreten die Interessen von Parteien, Mitgliedern und Unterstützern. Kinder gehen nicht wählen, Jugendliche interessieren sich nicht für Politik, aber es gibt Millionen Pensionisten, die zur Urne drängen (makaber :-). Die Politik müsste in Jahrzehnten denken, handelt aber in Legislaturperioden. Sie müsste für die Zukunft planen, schielt aber auf die Vergangenheit, sie müsste unpopuläre Maßnahmen setzen, schmeichelt aber den Wählermassen. Bildung konzentriert sich auf schöne Sonntagsreden und bunte Zeitungsinserate.
Übrigens: Populismus funktioniert am besten bei Ungebildeten.

Bildung geht uns alle an, interessiert aber niemanden.
So schauen unsere Unis aus.
So werden unsere Schulen finanziert.
So rebellieren unsere Kinder.

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