Ich habe zwei vierte Klassen (13-14 Jahre), Parallelklassen. Sie sind auffallend verschieden - eine Durchschnittsklasse, eine Problemklasse. Dieser Umstand legt es nahe, die beiden zu vergleichen: Wie entstehen solche Differenzen?
Es könnte an der Zusammensetzung liegen, eine Klasse ist stärker männlich dominiert. Raten Sie, welche. Es könnte an den Schwerpunkten liegen, eine ist stärker naturwissenschaftlich orientiert. Raten Sie, welche. Es könnte einfach an meinem Stundenplan liegen, der ruhige, effiziente Unterricht läuft vor 11 Uhr Mittag. Es könnte auch an der Lehrerzusammensetzung, am Klassenvorstand oder am Klassenraum (dunkel, eng - hell, großzügig) liegen. Es gäbe sicher noch hundert andere Größen zu berücksichtigen.
Es ist mir ein Anliegen, in meinem Unterricht möglichst viel Reales und Persönliches einzubringen: Lebenswelt- und SchülerInnenzentrierung nennen wir das. Also fordere ich ständig ein:
"Gebt mir Beispiele aus eurem Leben!"
Allmählich kristallisiert sich ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Klassen heraus. Die Kinder der Durchschnittsklasse erzählen von ihrem wirklichen Leben, die Kinder der Problemklasse von Ihren Bildschirmerlebnissen.
Nein, nicht alle, nicht immer. Es geht um eine Gruppe von 6-8 Burschen, die das Klima in der Problemklasse prägen. Ihr Leben spielt sich - interpretiert man ihre Wortmeldungen - am Bildschirm ab. Sie erzählen von amerikanischen Serien, von Videospielen und von Kinohits, wenn ich Beispiele aus ihrem Leben hören will. Und damit bestimmen sie die Themen in der ganzen Klasse. Da geht es um witzige Typen und lustige Sprüche, um rasante Szenen und pornographische Fakten, um schräge Typen und wilde Kerle. Schule ist fad. Unterricht ist öd. Lernen unmöglich. Ihre Noten eine Katastrophe. Ihr Einfluss auf die Mitschüler unbegrenzt.
Der Historiker und Anthropologe Hubert C. Ehalt bringt es auf den Punkt: "Die Medien sind zum Haupterzieher geworden." Manche Kinder erreichen sie auf direktem Weg, diese sitzen stundenlang vor dem Schirm, manche nur indirekt über ihren Freundeskreis. Sie rekrutieren ihre Idole im digitalen Paralleluniversum, dort finden sie ihre Vorbilder, ihre Ziele ... dort verläuft ihr Leben.
Blöderweise sind sich die Medien ihrer Verantwortung nicht bewusst. Unter marktwirtschaftlichem Druck müssen sie reisserische News generieren, mit allen grenzwertigen Tricks Zuseher ködern, brutale Quoten machen, maximale Gewinne erzielen.
What sells best? Sex and Crime for kids and teens.
Ganz nebenbei und unbewusst erziehen sie unsere Kinder mit Schund und Junk, mit Gewalt und Sex, mit Banalem und Trivialem, mit Übertreibungen und Seichtem. Wir lassen es zu.
Liebe Politiker,
Ihr könnt die Schulen reformieren, ihr könnt die Lehrer ausbilden, ihr könnt alles neu machen. Es wird nichts nützen, solange es unverantwortliche Medien sind, die unsere Jugend erziehen.
Hier müssen wir ansetzen.
Wer weiß wie?
Es könnte an der Zusammensetzung liegen, eine Klasse ist stärker männlich dominiert. Raten Sie, welche. Es könnte an den Schwerpunkten liegen, eine ist stärker naturwissenschaftlich orientiert. Raten Sie, welche. Es könnte einfach an meinem Stundenplan liegen, der ruhige, effiziente Unterricht läuft vor 11 Uhr Mittag. Es könnte auch an der Lehrerzusammensetzung, am Klassenvorstand oder am Klassenraum (dunkel, eng - hell, großzügig) liegen. Es gäbe sicher noch hundert andere Größen zu berücksichtigen.
Es ist mir ein Anliegen, in meinem Unterricht möglichst viel Reales und Persönliches einzubringen: Lebenswelt- und SchülerInnenzentrierung nennen wir das. Also fordere ich ständig ein:
"Gebt mir Beispiele aus eurem Leben!"
Allmählich kristallisiert sich ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Klassen heraus. Die Kinder der Durchschnittsklasse erzählen von ihrem wirklichen Leben, die Kinder der Problemklasse von Ihren Bildschirmerlebnissen.
Nein, nicht alle, nicht immer. Es geht um eine Gruppe von 6-8 Burschen, die das Klima in der Problemklasse prägen. Ihr Leben spielt sich - interpretiert man ihre Wortmeldungen - am Bildschirm ab. Sie erzählen von amerikanischen Serien, von Videospielen und von Kinohits, wenn ich Beispiele aus ihrem Leben hören will. Und damit bestimmen sie die Themen in der ganzen Klasse. Da geht es um witzige Typen und lustige Sprüche, um rasante Szenen und pornographische Fakten, um schräge Typen und wilde Kerle. Schule ist fad. Unterricht ist öd. Lernen unmöglich. Ihre Noten eine Katastrophe. Ihr Einfluss auf die Mitschüler unbegrenzt.
Der Historiker und Anthropologe Hubert C. Ehalt bringt es auf den Punkt: "Die Medien sind zum Haupterzieher geworden." Manche Kinder erreichen sie auf direktem Weg, diese sitzen stundenlang vor dem Schirm, manche nur indirekt über ihren Freundeskreis. Sie rekrutieren ihre Idole im digitalen Paralleluniversum, dort finden sie ihre Vorbilder, ihre Ziele ... dort verläuft ihr Leben.
Blöderweise sind sich die Medien ihrer Verantwortung nicht bewusst. Unter marktwirtschaftlichem Druck müssen sie reisserische News generieren, mit allen grenzwertigen Tricks Zuseher ködern, brutale Quoten machen, maximale Gewinne erzielen.
What sells best? Sex and Crime for kids and teens.
Ganz nebenbei und unbewusst erziehen sie unsere Kinder mit Schund und Junk, mit Gewalt und Sex, mit Banalem und Trivialem, mit Übertreibungen und Seichtem. Wir lassen es zu.
Liebe Politiker,
Ihr könnt die Schulen reformieren, ihr könnt die Lehrer ausbilden, ihr könnt alles neu machen. Es wird nichts nützen, solange es unverantwortliche Medien sind, die unsere Jugend erziehen.
Hier müssen wir ansetzen.
Wer weiß wie?
teacher - am Dienstag, 24. Mai 2011, 21:55