SvenK (Gast) meinte am 22. Apr, 03:54:
Akademiker
Ich finde es erstaunlich, dass sich (deutsche, ich denke in A ist es ähnlich) Lehrer als Akademiker sehen. Sie sind es einfach nicht. Das dt. Lehramtsstaatsexamen ist ein Witz. Den armen Deppen wird vorgegaukelt, sie seinen Akademiker, Wissenschaftler gar.Seid ihr aber nicht. Es gibt keinen vernünftigen Grund, den Beruf des Lehrers nicht zum Ausbildungsberuf zu machen, das einzige was Euch rettet sind Euresgleichen, in den Parlamenten völlig überrepräsentiert. Ihr habt eine Lobby, das unterscheidet Euch von den Kindergärtnern.
Peter (Gast) antwortete am 22. Apr, 09:14:
Doch Akdemiker?
Nun, diesem Kommentar muss ich widersprechen, und zwar in aller Deutlichkeit.Ich weiß nicht genau, was Sie über ein Lehramtsstudium in Deutschland wissen, aber offensichtlich nicht genug.
Ich wüßte nämlich nun nicht, was ein 1. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in Bayern hinsichtlich der Wissenschaftlichkeit nun großartig von beispielsweise einem M.A. unterscheiden sollte...
Ich habe während meines Studiums zusammen mit den M.A. Studenten in den für meine Fächerverbindung relevanten Hauptseminaren gesessen (in meinem Fall mit den Unterrichtsfächern Englisch und Sozialkunde waren das eben hauptsächlich englische Sprachwissenschaft, englische Literaturwissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft), die Hauptseminararbeiten waren bezüglich Umfang, Themenstellung als auch Anforderungen an das wissenschaftliche Arbeiten keinen Deut anders. In diesen Fächern gab es an meiner Uni (LMU München) schlichtweg keine Sonderveranstaltungen für Lehramtsstudenten in den meisten Fächern. Die gab es natürlich für Didaktik und Pädagogik, aber da waren die wissenschaftlichen Anforderungen kein bisschen anders (und ja, das kann ich beurteilen, weil ich eben auch in den "normalen" Seminaren und Hauptseminaren war). Anstatt einer Magisterarbeit habe ich eine Zulassungsarbeit verfasst, aber auch hier war der Name der einzige Unterschied.
Was also führt Sie zu der Annahme, dass Lehrer weniger Akademiker sind als Magister?
Oder ist Ihre Definition einfach anders, und Akdamiker ist man nur mit einem Diplom und nicht mit einem Magister, sprich nur die harten "Sciences" und nicht die "Arts" werden von Ihnen akzeptiert? Dann müssten Sie aber immerhin die Lehrer der MINT-Fächer als Akademiker anerkennen...
Oder benötigt man Ihrer Meinung nach gleich den Dr. Titel, um als Akademiker durchzugehen? In diesem Fall hätten Sie natürlich recht, dann wären die wenigsten Lehrer Akademiker...
gast (Gast) antwortete am 22. Apr, 09:19:
@sven, im öselland wollen gymnasium-lehrer sogar mit "professor" angesprochen werden. *g*
Martin (Gast) antwortete am 22. Apr, 09:37:
Nun ja
Lehrer können Akademiker sein. Das ist sehr individuell ...Von meinem Bekanntenkreis die die Lehrerlaufbahn eingeschlagen haben (Realschule und Gymnasium) bekam ich allerdings mit, dass die Staatsexamen nun wirklich nicht gerade einfach sind (zumindest nicht an der örtlichen Uni).
Die schriftliche Ausarbeitung wiederum ... Da muss ich ehrlich sein und sagen, dass bei diesen oft, wie auch beim Grossteil der Geisteswissenschaftlichen Fachbereiche, auch der schlechtgeschriebenste Schrott für eine 1.3 genügt.
Bitte nicht falsch verstehen: In all den Bereichen gibt es viele hart arbeitende Akademiker die es richtig machen, aber leider kommt auch der grosse Rest mit guten Noten aus der Uni.
In dem Zusammenhang müsste in (D) an den Hochschulen das Lehramtsstudium aber auch ziemlich reformiert werden. Nachdem die Bachelorstudiengänge eingeführt wurden gibt es inzwischen auch Kurse a la "Mathematik für Lehrämtler - Gymnasium - I bis IV", vorher mussten die sich Analysis I, II, Lin. Algebra I, II, Stochastik und noch ein paar andere bei den Mathematikern hören und somit erheblich mehr lernen als jemals benötigt wird.
teacher antwortete am 22. Apr, 09:46:
Magister und Professor
Ich habe - wie die meisten meiner Kollegen - ein vollwertiges naturwissenschaftliches Studium gemacht, mit Diplomarbeit und Abschlussprüfung und habe zum Mag. rer. nat. spondiert. Viele meiner Studienkollegen arbeiten in der Wirtschaft und sind dort anerkannte Akademiker - warum sollte ich das nicht sein?P.S.: Ich habe auch eine ministerielle Ernennung zum "Professor" - das ist in Österreich so.
Martin (Gast) antwortete am 22. Apr, 09:57:
Nicht die Fächer sind das Problem
sondern die von den entsprechenden Professoren akzeptierten vorgehensweisen.Im Allgemeinen (und das variert natürlich von Prof. zu Prof. sehr stark) wird in den MINT-Fächern ein erheblich rigideres Verhalten bzgl. den wissenschaftlichen Verfahren verlangt.
Wenn ich in der Informatik oder Chemie mit einer schlecht erhobenen Statistik ankomme und deren Erstellung und ihre Fehler nicht erkläre bekomme ich Punktabzug, im Extremfall darf ich die Arbeit neuschreiben.
In der Pädagogik (Schwägerin und zwei bekannte haben dort ihre Diplomarbeiten geschrieben und auch bei den Professoren als studentische Hilfskräfte gearbeitet) habe ich diesbzüglich von der Seite der Professoren zwei Verhalten erlebt:
Die einen können die Thematik selber nicht und erkennen somit die Fehler nicht. Wenn es schön aussieht gibt es auch entsprechend Punkte.
Die anderen können das alles, haben aber "Mitleid mit den armen Studenten", denen man ja diese mathematische und prozessuale Tortur nicht aufhalsen könne und somit gute Noten verteilen, wenn man merkt, dass die Personen zumindest das Wort Stochastik schonmal im Duden nachgeschlagen haben.
Es gibt keinen signifikanten Unterschied in der Notenvergabe zwischen Stochastikmüll und korrekt erhobenen und ausgewerteten Statistiken. Das führt wiederum dazu, dass auch die, die es richtig machen könnten sich keine Mühe geben, macht eh keinen Unterschied.
Zwar sind statistische Erhebungen in Fächern wie Germanistik, Filmwissenschaften oder Philosophie nicht die Regel, aber nicht desto trpotz muss man sich an die Zitierregeln logische Argumentation etc. halten. Und auch dort habe ich Arbeiten in die Hand bekommen die ihre Note nicht mal im Ansatz verdienen, die aber "schön" geschrieben sind und die man bzgl. der Vorgehensweise in den MINT-Fächern bestenfalls an den Kopf geschmissen bekommen hätte.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich kenne auch absolut herausragende Arbeiten in den anderen Fachbereichen. Aber man kommt eher mit Mist durch als in den MINT-Fächern und die Studenten wissen das, entsprechend ist das Verhältnis bei den Arbeiten.
Meine beste Freundin war so eine: sie hätte es machen können, aber für den Blödsinn, den sie in einer Woche zusammengetackert hat gabs auch eine 1.7, also, was solls ?
petra (Gast) antwortete am 23. Apr, 18:43:
warum sollte eine akademische ausbildung für lehrer falsch sein?in zukunft wird sogar der kindergartenpädagoge den master zu absolvieren haben. das ist jedenfalls bereits fixiert.
eine höhere ausbildung garantiert jedenfalls eine geringere arbeitslosigkeit im späteren leben.
die matura ist heute einfach weniger wert in der wirtschaft, und teilweise sogar mindeststandard.
zu oma's zeiten reichte eine 5-jährige volksschulausbildung aus, um genug qualifikationen für sein leben zu erwerben. so ändern sich eben die zeiten.
steppenhund antwortete am 23. Apr, 20:31:
@teacher
Was mich ein bisschen wundert: Ihr Eintrag über die Mathematik-Sublierung. Wenn Sie ein naturwissenschaftliches Studium abgeschlossen haben, kann die Mittelschulmathematik doch nicht spurlos an Ihnen vorbei gegangen sein, oder.-
Aber im Prinzip sind Lehrer mit Akademikerausbildung überqualizifiert. Schließlich benötigt man das ja nicht als Staatssekretär!
BIA (Gast) antwortete am 24. Apr, 16:07:
Bei uns war der Unterschied zwischen Lehramts- und Diplomstudium sehr klein - man hatte eine Handvoll Vorlesungen aus dem pädagogischen Bereich zu wählen, ebenso zwei, drei, Seminare zusätzlich aus diesem Bereich, das war's dann an Unterschieden.
El Loco antwortete am 25. Apr, 00:42:
Akademiker?
Martin (Gast) versucht mit viel Verve darzustellen, daß die einzigen richtigen Wissenschaftler die der "MINT"-Fächer wären. Was immer das ist, MINT steht bei mir nur auf dem Kaugummi, und Leute, die ihre akademische Verbildung durch kryptische Ausdrucksweise vor sich hertragen, sind einfach nur lachhaft... und entweder JuLi- oder JU-engagiert. Dabei denkt Martin (Gast) aber äußerst unwissenschaftlich: von einer Stichprobe mit n=2 kann man doch wohl kaum auf die Gesamtheit der Professoren schließen, selbst wenn man sich auf den deutschsprachigen Raum beschränkt. Typischer Fall von Halbwissen, demagogisch ausgeschlachtet - und typischer Fall wohl auch der Arroganz, die die Naturwissenschaftler so gern den Geisteswissenschaftlern entgegenbringen. Nur weil sie von der Industrie besser gefördert werden, sind sie noch nichts besseres...
Dabei sind die technischen Wissenschaften aus den Geisteswissenschaften hervorgegangen...
und wollte man sich auf das Niveau der Behauptungen von Martin (Gast) begeben, könnte man sagen, Wissenschaft findet im Geiste statt; alles, wofür man ein Diplom bekommt, aber keinen Magister, ist was für Techniker, nicht für Denker... :P
So, nachdem diese Zankerei behandelt ist, noch was zum Thema:
natürlich braucht jeder, der etwas unterrichten will und soll, einen Wissensvorsprung vor seinen Schülern. Anders kann man nicht unterrichten. Er braucht darüber hinaus einen Verstehensvorsprung, er soll nicht nur das Wie, sondern auch das Warum kennen und möglichst vermitteln können. Für diejenigen Lehrer, die Schüler auf ein akademisches Studium vorbereiten sollen, ist es unabdingbar, daß sie selbst ein akademisches Studium absolviert haben. Und zumindest was ich in Deutschland in "meiner" Fakultät gesehen habe, läßt mich schließen, daß es die LEhramtler keineswegs einfach haben: die Meßlatte hängt hoch, und man studiert nicht nur ein Fach, sondern zwei Lehrfächer plus Pädagogik plus ggfs. noch andere "Nebenfächer". Und das alles in der Regelstudienzeit, bitte, in der andere nur ein Fach studieren, aber dann auf die Lehramtler herabschauen.
Manches Erlernte wird man nie wieder brauchen, obwohl es einem als wichtig eingepaukt wurde. So manches Buch aus meinen rund 70 Metern Bücherregale (teilweise doppelreihig belegt) werde ich nur in die Hand nehmen, wenn ich umziehe. Aber weiß man's vorher?
Meine besten Arbeiten im Studium habe ich geschrieben zu Themen, wo es wenig Literatur gibt: "Orchideenthemen". Ein einziges Mal hatte ich ein Thema mit viel Literatur, es war mir vorgegeben, und meine Arbeit wurde eine Literaturkritik - mein Glück, daß der Korrektor sie angenommen hat, aber alle geforderten Methodenschritte waren ja vorhanden. Aber sonst habe ich mir immer mein eigenes Denken vorbehalten können, und es mit der Literatur zum Thema bereichert und korrigiert und daran gerieben. Wenn die Literaturliste länger als die Arbeit wird, dann kann kaum noch eigenes Denken geschehen!
Vielleicht liegt das Problem aber auch dort mitbegründet, daß die Studenten von heute die erste Generation Schüler waren, die ihre Referate mit Google und wikipedia statt in der Bibliothek vorbereiteten?
teacher antwortete am 26. Apr, 11:24:
@steppenhund: Die Naturwissenschaften sind nicht nur mathematisch ausgerichtet, z.B. lässt sich Geologie ohne Stochastik absolvieren.@El Loco: Ja, das Internet verleitet zum Kopieren, daher sind systematische Plagiatsüberprüfungen nötig. Verhindert es eigenes Denken, weil schon so vieles von anderen gedacht und veröffentlicht wurde?
Martin (Gast) antwortete am 27. Apr, 00:54:
@El Loco:> Martin (Gast) versucht mit viel Verve darzustellen, daß die einzigen
> richtigen Wissenschaftler die der "MINT"-Fächer wären.
Tut mir leid, falls ich mich falsch ausgedrückt habe: Natürlich sind nicht alle Absolventen aus den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) Wissenschaftler (schön wars) und zumindest in der Theorie sind die Anforderungen in den Fachbereichen die selben (zumindest bei den Studienordnungen die ich kenne).
In der Praxis ist es allerdings (leider) anders: In den meisten Geisteswissenschaften wird defacto ein erheblich geringerer Qualitätsstandard bzgl. der wissenschaftlichen Vorgehensweise angesetzt als in den MINT-Fächern. Das hindert natürlich niemanden daran trotzdem wissenschaftlich korrekt zu arbeiten, aber wie gesagt, die meisten Studenten (und Profressoren) gehen da leider den Weg des geringsten Widerstandes.
Ausnahmen sind Doktorarbeiten in der Medizin. Da geht auch jede statistische Auswertung durch damit man den Doktortitel auch schön auf der Plakette stehen hat. Die Mediziner, die tatsächlich ein paar Jahre Forschung betreiben und am Ende den selben Titel verliehen bekommen finden diesen Umstand auch nicht so toll.
Aber keine Sorge, die Qualität in den MINT-Fächern schwindet auch zusehends. Wie soll ein Prof. auch jedes Jahr zusätzlichen zum normalen Pensum vier Dutzend Bachelor- und zehn Master arbeiten korrekt prüfen ? Aber für Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter ist ja kein Geld da (ein Problem, dass die Geisteswissenschaften schon länger haben aufgrund einer größeren Menge an Studenten pro Prof.) und somit wird inzwischen z.T. auch nach Optik entschieden.