Ich gestehe, ich habe wissenschaftliche Arbeiten verfasst. Das wundert viele SchülerInnen, weil sie offensichtlich ständig in ihrer Meinung bestärkt werden, LehrerInnen wären intellektuelle Dünnbrettbohrer. Quasi-Deppen. Pädagogische Witzfiguren.
Dieses Image wäre dringendst aufzupolieren, sonst fehlt neben der Achtung auch die Akzeptanz. Kürzlich habe ich von meiner Diplomarbeit gesprochen und fortgeschrittene Schüler, die mehr darüber wissen wollten, aufgefordert, einfach meinen Namen zu googlen: "Ich bin gespannt, was ihr herausfindet."
Ein Schüler hat mein facebook-Konto entdeckt: "Sie hatten aber lange Haare!"
Das Thema war damit ausgereizt, die wissenschaftliche Neugier endete an der Schulschwelle, es wurden keine Nachfragen gestellt.
Sobald sie an die Universitäten wechseln, erinnern sie sich zurück und erzählen von ihren akademischen Qualen.
"Der jetzige Plagiats-Wahnsinn ist zum Prüllen. Ich zittere seit Wochen, ob meine Diplomarbeit angenommen wird. Meine Betreuerin hat mich mehrmals gewarnt, dass ich wirklich alles korrekt zitieren muss."
Ich blättere durch Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten und denke wehmütig an meine Studienzeit zurück:
"Ich möchte heute nicht mehr studieren", rutscht es mir heraus.
Die jüngsten Arbeiten bestehen aus Ansammlungen von direkten und indirekten Zitaten. Dicht aneinandergereiht machen hunderte Verweise die Texte unleserlich, eigenständige Gedankengänge unmöglich, unerkennbar und unverfolgbar.
"Das war der Wunsch meiner Betreuerin", höre ich. "Ich soll nicht selbst denken, ich soll nur die Gedanken der anderen sammeln und zur gestellten Forschungsfrage korrekt widergeben."
Das ist Wissenschaft?
"Ich habe mir damals ein interessantes Thema ausgesucht, bin bibliographieren und lesen gegangen ... und habe meine Erkenntnisse zusammengefasst. Ab und zu ein wörtliches Zitat, das war's. Mein Professor wollte Eigenständigkeit forcieren, Datenanalyse und kritische Schlüsse erkennen ... das war Wissenschaftlichkeit."
"Heute geht es vor allem darum, dass die Plagiatssofware keine kopierten Stellen aufspürt. Vier Worte hintereinander - und du kannst dir ein neues Thema suchen", erklärt der Student.
"Ach geh'", erwidere ich, "da habe ich so seichte Dinge gelesen ... mit zahlreichen Fehlern, die Leute sind trotzdem Akademiker geworden!"
"Nicht auf meinem Institut! Und sicher nicht nach der Guttenberg-Affäre!"
"Weißt Du eigentlich, dass unserer künftigen Schüler für die Matura VWAs schreiben müssen. Vorwissenschaftliche Arbeiten!"
"Alle? Mit Exposés, Hypothesen, Zitaten und so?"
"Ja, alle. Damit sie wissenschaftliches Arbeiten lernen."
"Auch die schwächsten, die kaum eine Zeitung verstehen und gerade so durchrutschen? Kein ordentliches Deutsch können? Wer wird ihnen das beibringen?"
"Wir Lehrer. Wir haben ja vor Jahren auch Diplomarbeiten geschrieben." (*zynisch*)
"Und ihr wisst, wie das heute geht?"
"Nein, ganz wenige." (*böse*)
Dieses Image wäre dringendst aufzupolieren, sonst fehlt neben der Achtung auch die Akzeptanz. Kürzlich habe ich von meiner Diplomarbeit gesprochen und fortgeschrittene Schüler, die mehr darüber wissen wollten, aufgefordert, einfach meinen Namen zu googlen: "Ich bin gespannt, was ihr herausfindet."
Ein Schüler hat mein facebook-Konto entdeckt: "Sie hatten aber lange Haare!"
Das Thema war damit ausgereizt, die wissenschaftliche Neugier endete an der Schulschwelle, es wurden keine Nachfragen gestellt.
Sobald sie an die Universitäten wechseln, erinnern sie sich zurück und erzählen von ihren akademischen Qualen.
"Der jetzige Plagiats-Wahnsinn ist zum Prüllen. Ich zittere seit Wochen, ob meine Diplomarbeit angenommen wird. Meine Betreuerin hat mich mehrmals gewarnt, dass ich wirklich alles korrekt zitieren muss."
Ich blättere durch Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten und denke wehmütig an meine Studienzeit zurück:
"Ich möchte heute nicht mehr studieren", rutscht es mir heraus.
Die jüngsten Arbeiten bestehen aus Ansammlungen von direkten und indirekten Zitaten. Dicht aneinandergereiht machen hunderte Verweise die Texte unleserlich, eigenständige Gedankengänge unmöglich, unerkennbar und unverfolgbar.
"Das war der Wunsch meiner Betreuerin", höre ich. "Ich soll nicht selbst denken, ich soll nur die Gedanken der anderen sammeln und zur gestellten Forschungsfrage korrekt widergeben."
Das ist Wissenschaft?
"Ich habe mir damals ein interessantes Thema ausgesucht, bin bibliographieren und lesen gegangen ... und habe meine Erkenntnisse zusammengefasst. Ab und zu ein wörtliches Zitat, das war's. Mein Professor wollte Eigenständigkeit forcieren, Datenanalyse und kritische Schlüsse erkennen ... das war Wissenschaftlichkeit."
"Heute geht es vor allem darum, dass die Plagiatssofware keine kopierten Stellen aufspürt. Vier Worte hintereinander - und du kannst dir ein neues Thema suchen", erklärt der Student.
"Ach geh'", erwidere ich, "da habe ich so seichte Dinge gelesen ... mit zahlreichen Fehlern, die Leute sind trotzdem Akademiker geworden!"
"Nicht auf meinem Institut! Und sicher nicht nach der Guttenberg-Affäre!"
"Weißt Du eigentlich, dass unserer künftigen Schüler für die Matura VWAs schreiben müssen. Vorwissenschaftliche Arbeiten!"
"Alle? Mit Exposés, Hypothesen, Zitaten und so?"
"Ja, alle. Damit sie wissenschaftliches Arbeiten lernen."
"Auch die schwächsten, die kaum eine Zeitung verstehen und gerade so durchrutschen? Kein ordentliches Deutsch können? Wer wird ihnen das beibringen?"
"Wir Lehrer. Wir haben ja vor Jahren auch Diplomarbeiten geschrieben." (*zynisch*)
"Und ihr wisst, wie das heute geht?"
"Nein, ganz wenige." (*böse*)
teacher - am Donnerstag, 21. April 2011, 17:40