Nach einem Video-Impuls gehen zwei Fragen an die Klasse:
1. Wie demokratisch und marktwirtschaftlich ist China heute?
2. Wie gefährlich ist Chinas Wirtschaft für unsere Arbeitsplätze morgen?
Die SchülerInnen (13-14 Jahre) haben gesehen, dass in der VR China das Internet überwacht wird ("Internetpolizei"), sie wissen, dass sich Google aus dem Markt zurückgezogen hat und sie hinterfragen, warum bestimmte Seiten zentral blockiert werden.
Ein Bursche fragt dann locker: "Warum sind eigentlich Pornos illegal?"
Die Reaktionen der Mitschüler zeigen, dass Experten am Wort sind.
"Ahhh, meinst Du bei uns oder in China?"
"Bei uns?", fragt er verwundert weiter.
Bei uns scheinen sie ihm legal zu sein.
"Hast Du schon einmal versucht, in einen Sex-Shop zu gehen? Hast Du schon einmal im Internet die Zugangssperren gesehen? Eigentlich ist Pornographie unter 18 Jahren verboten."
Das ist für viele neu, sie können es gar nicht glauben.
"Und warum?"
Aus der Hüfte schieße ich keine tollen Antworten.
"Also ... was denkt ihr?"
Keine Antwort aus der Klasse, das Thema ist heikel - das Alter auch. Ich habe Zeit zum Überlegen gewonnen.
"Ich meine ... "
Österreichische LehrerInnen haben die lehrplanmäßige Verpflichtung, das Thema Sexualität in allen Fächern anzusprechen. Ein Unterrichtsprinzip. Ehrlich gesagt, wir überlassen es lieber den Biologen und Religionskollegen. Aber jetzt muss ich wohl aufs dünne Glatteis.
"... viele von euch werden ja schon einmal herumgesurft sein, oder?"
Einige wenige outen sich durch zustimmendes Lachen. Pokerface bei den anderen.
"Daher wisst ihr ja, wie so Pornos aufgebaut sind. Das hat mit der natürlichen Sexualität der Menschen nichts zu tun. Da geht es ja um Ausbeutung von Frauen, sehr oft um Gewalt, um Missbrauch. Pornos sind reine Lügen, wenn ihr wollt."
"Und warum dürfen das Erwachsene sehen? Aber wir nicht?"
"Gute Frage ... Erwachsene haben ja meist schon Bekanntschaft mit richtiger Sexualität gemacht, mit Liebe und so weiter. Wenn aber Kinder mit 12 Jahren diese Filme sehen, dann bekommen sie völlig falsche Vorstellungen davon ... und das prägt ihr Gehirn, ihren Charakter. Das kann die Entwicklung stören."
Ich muss höllisch aufpassen. Ich weiß, dass die meisten der Zuhörer diese Bilder konsumieren - ohne wirklich gestört zu sein. Oder? Was weiß ich eigentlich über die Wirkung von Pornographie auf Kinder? Was wissen wir wirklich? Was kann ich, was muss ich den Minderjährigen zumuten? Wie formuliere ich es? Spontan?!
Keiner spricht. Sie hören mir verdammt gut zu. Ich spüre, dass noch niemand mit ihnen darüber gesprochen hat. Und dass ihnen das Thema unter den Nägeln brennt.
"Ich habe gestern auf RTL gesehen, dass so Perverse auch Kinder anmachen", setzt ein anderer Junge fort.
"Hast Du dir auch den Fachbegriff gemerkt?"
"Nein."
"Meinst Du grooming?"
"Was ist das?"
Ich beginne meine medienpädagogischen Bildungserfahrungen auszubreiten - Thema Cyber-grooming - und hänge eine klare Warnung an: Keine privaten Kontaktdaten auf facebook und Co.! Vorsicht! Passt auf euch auf!
Ich überlege wieder: Nützt der gehobene Zeigefinger ... oder nicht?
Die Stunde war eigentlich dem (chinesischen) Kommunismus gewidmet gewesen. Mit so viel Aufmerksamkeit hatte ich nicht gerechnet.
Neugierige und gewagte Nachfrage des ersten Burschen: "Was ist eigentlich, wenn ein Kind Kinderpornos schaut?"
Erwachsene reagieren schockiert auf diese Vorstellung, Jugendliche entspannt. Ich bin erwachsen.
"Hmm", erklärt mir ein Student später, "irgendwie logisch. Die Kinder interessieren sich natürlich für andere Kinder, die sind neugierig. Ausserdem sind die Jugendgesetze de facto aufgehoben, nicht nur im Internet. Du kannst alles haben, Alkohol, Rauchen, Pornos ... sie können weggehen, wann und wo sie wollen. Alles."
Interessant dazu: DAS
1. Wie demokratisch und marktwirtschaftlich ist China heute?
2. Wie gefährlich ist Chinas Wirtschaft für unsere Arbeitsplätze morgen?
Die SchülerInnen (13-14 Jahre) haben gesehen, dass in der VR China das Internet überwacht wird ("Internetpolizei"), sie wissen, dass sich Google aus dem Markt zurückgezogen hat und sie hinterfragen, warum bestimmte Seiten zentral blockiert werden.
Ein Bursche fragt dann locker: "Warum sind eigentlich Pornos illegal?"
Die Reaktionen der Mitschüler zeigen, dass Experten am Wort sind.
"Ahhh, meinst Du bei uns oder in China?"
"Bei uns?", fragt er verwundert weiter.
Bei uns scheinen sie ihm legal zu sein.
"Hast Du schon einmal versucht, in einen Sex-Shop zu gehen? Hast Du schon einmal im Internet die Zugangssperren gesehen? Eigentlich ist Pornographie unter 18 Jahren verboten."
Das ist für viele neu, sie können es gar nicht glauben.
"Und warum?"
Aus der Hüfte schieße ich keine tollen Antworten.
"Also ... was denkt ihr?"
Keine Antwort aus der Klasse, das Thema ist heikel - das Alter auch. Ich habe Zeit zum Überlegen gewonnen.
"Ich meine ... "
Österreichische LehrerInnen haben die lehrplanmäßige Verpflichtung, das Thema Sexualität in allen Fächern anzusprechen. Ein Unterrichtsprinzip. Ehrlich gesagt, wir überlassen es lieber den Biologen und Religionskollegen. Aber jetzt muss ich wohl aufs dünne Glatteis.
"... viele von euch werden ja schon einmal herumgesurft sein, oder?"
Einige wenige outen sich durch zustimmendes Lachen. Pokerface bei den anderen.
"Daher wisst ihr ja, wie so Pornos aufgebaut sind. Das hat mit der natürlichen Sexualität der Menschen nichts zu tun. Da geht es ja um Ausbeutung von Frauen, sehr oft um Gewalt, um Missbrauch. Pornos sind reine Lügen, wenn ihr wollt."
"Und warum dürfen das Erwachsene sehen? Aber wir nicht?"
"Gute Frage ... Erwachsene haben ja meist schon Bekanntschaft mit richtiger Sexualität gemacht, mit Liebe und so weiter. Wenn aber Kinder mit 12 Jahren diese Filme sehen, dann bekommen sie völlig falsche Vorstellungen davon ... und das prägt ihr Gehirn, ihren Charakter. Das kann die Entwicklung stören."
Ich muss höllisch aufpassen. Ich weiß, dass die meisten der Zuhörer diese Bilder konsumieren - ohne wirklich gestört zu sein. Oder? Was weiß ich eigentlich über die Wirkung von Pornographie auf Kinder? Was wissen wir wirklich? Was kann ich, was muss ich den Minderjährigen zumuten? Wie formuliere ich es? Spontan?!
Keiner spricht. Sie hören mir verdammt gut zu. Ich spüre, dass noch niemand mit ihnen darüber gesprochen hat. Und dass ihnen das Thema unter den Nägeln brennt.
"Ich habe gestern auf RTL gesehen, dass so Perverse auch Kinder anmachen", setzt ein anderer Junge fort.
"Hast Du dir auch den Fachbegriff gemerkt?"
"Nein."
"Meinst Du grooming?"
"Was ist das?"
Ich beginne meine medienpädagogischen Bildungserfahrungen auszubreiten - Thema Cyber-grooming - und hänge eine klare Warnung an: Keine privaten Kontaktdaten auf facebook und Co.! Vorsicht! Passt auf euch auf!
Ich überlege wieder: Nützt der gehobene Zeigefinger ... oder nicht?
Die Stunde war eigentlich dem (chinesischen) Kommunismus gewidmet gewesen. Mit so viel Aufmerksamkeit hatte ich nicht gerechnet.
Neugierige und gewagte Nachfrage des ersten Burschen: "Was ist eigentlich, wenn ein Kind Kinderpornos schaut?"
Erwachsene reagieren schockiert auf diese Vorstellung, Jugendliche entspannt. Ich bin erwachsen.
"Hmm", erklärt mir ein Student später, "irgendwie logisch. Die Kinder interessieren sich natürlich für andere Kinder, die sind neugierig. Ausserdem sind die Jugendgesetze de facto aufgehoben, nicht nur im Internet. Du kannst alles haben, Alkohol, Rauchen, Pornos ... sie können weggehen, wann und wo sie wollen. Alles."
Interessant dazu: DAS
teacher - am Montag, 11. April 2011, 17:02