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cotopaxi

 

Misses R. ist eine verdiente Kollegin, die ihr Leid nicht in die Öffentlichkeit trägt. Sie unterrichtet seit fast 40 Jahren Englisch an der Schule und hat viele Kinder zur zweisprachigen Reife gebracht. Trotz ihres Alters ist sie sportlich geblieben, anspruchsvoll und zuversichtlich.
Auch weiblich-elegant. Kompliment.

Jeden Montag steht sie mit mir in der dritten Pause im Erdgeschoß und hält pflichtbewusst ihre Gangaufsicht. Die Kinder laufen zum Buffet, andere zu den EDV-Sälen, wieder andere zum Turntrakt, manche sammeln sich beim Ausgang, die meisten warten auf die nächste Stunde.

Zwei Burschen drängen sich durch, einer dreht sich leicht zur Seite und sein mächtiger Rucksack schlägt hart gegen die Brust von Misses R.
Sie atmet durch, schluckt hinunter und sagt nur: "Dieses Stoßen und Drängen, dieses Rempeln ... es wird immer schlimmer."

Sie gibt niemanden die Schuld, aber sie fühlt, dass sie reif für die Pension geworden ist: "2013", sagt sie hoffnungsvoll.

Wir gehen weiter, schauen in die Klassenräume, kontrollieren die Ausgänge, müssen auch WCs und Garderoben überwachen. Plötzlich dreht sich ein Bursche vor uns um und schießt mit voller Wucht eine Drinkflasche weg - mir genau aufs Scheinbein: "AU! Bist du wahnsinnig?"
"Entschuldigung, tut mir leid. Aber ER hat sie auf mich geworfen!"
Immer ist es irgendein anderer.

Wer in Würde altern will, sollte Schule meiden.


"Weisst Du was? Wir werden um Asyl ansuchen!", probiere ich es mit zynischem Humor.
"?"
"Ja. Wir sind doch politisch verfolgt. Eine diskriminierte Minderheit ... und ständig Gewalttätigkeiten ausgesetzt."
":-))"
"!"

Bon courage, Misses R.

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